Medienselbstkontrolle

Unsere Forschungs- und Transferprojekte zielen darauf ab, Modelle der Medienselbstkontrolle in Österreich mit Vergleichsdaten und kommunikationswissenschaftlichen Analysen zu unterstützen.
Ob Compliance-Regeln, CSR Maßnahmen in Medienunternehmen oder Implementierungen eines Ehrenkodex - Selbstkontrolle und Qualitätssicherung für österreichische Medien sind seit Jahren Kernforschungsgebiete von Medienhaus Wien.

Medienhaus Wien Partner in EU-Projekt

Von Februar 2010 bis Juli 2013 war Medienhaus Wien Teil des EU-Projekts „Media Accountability and Transparency in Europe“ (MediaAcT). Für dreieinhalb Jahre hat sich ein Konsortium von ForscherInnen aus 11 Ländern unter der Leitung von Susanne Fengler/TU Dortmund mit den Fragen nach Medienverantwortung und Medientransparenz beschäftigt. Das Team von Medienhaus Wien unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Matthias Karmasin war österreichischer Partner und war unter anderem für den Transfer in Politik und Medienpraxis zuständig sein. Medienhaus Wien war dabei verantwortlich für das “Best Practice Guidebook - Media Accountability and Transparency across Europe” (siehe Download rechts), die “Media Managers´ Guidelines to Quality Management and Accountablility” (siehe Download rechts), den Media Index for Media Accountability Systems und das “Policy Briefing” an die EU-Kommission.

Die Europäische Union förderte das Projekt mit rund 1,5 Millionen Euro im 7. Forschungsrahmenprogramm. MediaAcT war im 7. Rahmenprogramm das einzige medienbezogene Projekt mit österreichischer Beteiligung. Von Finnland im Norden bis Tunesien im Süden haben Forscherteams die Entwicklung und den Einfluss verschiedener Formen der Medienverantwortung analysiert und verglichen. In einer breit angelegten Feldstudie wurde erforscht, welche etablierten und welche innovativen Formen der Medienselbstregulierung in den unterschiedlichen Ländern vertreten sind. Abgeleitet wurden daraus Empfehlungen für die Praxis ebenso wie Policy Briefings für die europäische Kommission und für die Entscheidungsträger in den Teilnehmerstaaten.

Weitere Informationen und alle Partner finden Sie hier oder unter http://www.mediaact.eu

Selbstregulierung und neue Herausforderung im Journalismus

Mit dieser komparativen Studie, durchgeführt anhand von Österreich, Deutschland, Dänemark, Estland, Spanien, Frankreich und Polen, wurden die verschiedenen Systeme der Medienselbstregulierung analysiert. Anhand verschiedener Fälle und Situationen wurden Ethikkodizes und Medienräte/Presseräte, aber auch Selbstkontrolleinrichtungen auf den Ebenen der Medienorganisation, der Journalisten und des Publikums untersucht. Die Resultate zeigen Defizite, aber auch Fortschritte in der Implementierung von Selbstkontrollmechanismen in Europa auf.

• García-Avilés; José-Alberto; González-Esteban, José-Luis; Kaltenbrunner, Andy; Karmasin, Matthias: Self-regulation and the new challenges in journalism: Comparative study across European countries. Revista Latina de communication social. Nr. 66. 2011. (English)

• García-Avilés; José-Alberto; González-Esteban, José-Luis; Kaltenbrunner, Andy; Karmasin, Matthias (2011): La autorregulación profesional ante los nuevos retos periodísticos: estudio comparativo europeo. In: Revista Latina de communication social. Nr. 66. 2011. (Español)

Selbstregulierung & Presserat in Österreich

Wie kann Medien(selbst)regulierung in Österreich funktionieren? Wie sind Presseräte und Instrumente zur Qualitätssicherung in anderen Ländern organisiert? Das Team von Medienhaus Wien hat diesen Themenkomplex zu einem Forschungsschwerpunkt gemacht. Im daraus hervorgegangenen Buch "Medienselbstregulierung zwischen Ökonomie und Ethik" werden aus der Analyse der historischen Entwicklung in Österreich, der Darstellung der wissenschaftlichen Debatte und dem Vergleich internationaler Modelle einige Erfolgsfaktoren abgeleitet:

• Selbstregulierung braucht Bestand und Kontinuität, ihre Rechtsform, ihre Ziele, ihre Verfahren und Verantwortlichkeiten müssen klar definiert sein. Selbstregulierung kostet Geld (Geschäftsstelle, Media Monitoring, Leseranwaltschaft etc.) und benötigt entsprechende Finanzierung.

• Die Selbstkontrolle ist inhaltlich auf alle Arten medialer Darstellungsformen auszuweiten. Neben Problemen, die in gedruckten Ausgaben entstehen, sollen also auch elektronische und digitale Darstellungsformen Teil der medialen Selbstregulierung sein. Besonders an der Grenze von Public Relations und redaktionellen Inhalten bzw. bei „Sonderwerbeformen“ entstehen immer wieder Probleme, die der ethischen, professionellen und sanktionsbewehrten Selbstkontrolle bedürfen. Sie also a priori aus einer solchen Selbstkontrolle auszuschließen, erscheint problematisch.

• Die Belebung einer Medienselbstkontrolle in Österreich soll nicht nur die Funktion eines Ehrenkodexes (eines code of conduct) zum Beispiel für in Medienberufen tätige JournalistInnen, sondern auch regulierende Funktion für Medienmanager haben. Da ethische Probleme und Herausforderungen nicht nur auf Ebene der journalistischen und redaktionellen Qualitätssicherung entstehen, sondern auch in Konfrontation und im Konflikt mit ökonomischen Bedingungen des Medienunternehmens, sind eben diese professionellen Voraussetzungen des Medienmanagements auch in Form von medialer Selbstkontrolle zu diskutieren.

• Grundlage der regulierten Selbstregulierung sind einerseits gesetzliche Vorschriften, die eine Medienselbstkontrolle mit Sanktionsgewalt versehen, und zweitens ein Codex, der, ausgehend vom bestehenden Ehrenkodex der österreichischen Presse, auch andere mediale Darstellungsformen umfasst (Adaptierung des Ehren-Kodex um Bereiche wie Bildethik (Manipulation) digitale Ethik, Sonderwerbeformen, Mischformen wie Edutainment, Infomercial etc.). Daneben sollen die Medienunternehmen, etwa nach dem Modell der Sentencing Guidelines, dazu motiviert werden, Standards der Selbstkontrolle zu institutionalisieren und selbst zu implementieren.

• Die Wirkung der Selbstkontrolle ist in der Möglichkeit von Sanktionen (Geldstrafen, Veröffentlichungspflicht, Nachschulungspflicht) und in der Qualitätsdiskussion über redaktionelle professionelle und ethische Standards (Stiftung Medientest, Zertifizierung, Prämierung, Anreizsysteme) zu sehen. Diese Standards sind vor allem in Medienunternehmen festzulegen und durchzusetzen (Watch Dogs, Korrekturspalten, Hot-lines, Standards, Präzisierung des Kodex) und sollen auch ökonomisch motiviert und belohnt werden.


Franzisca Gottwald, Andy Kaltenbrunner, Matthias Karmasin (2006): Medienselbstregulierung zwischen Ökonomie und Ethik. Erfolgsfaktoren für ein österreichisches Modell. Reihe: Studien zur Medienpraxis. Schriftenreihe des Medienhaus Wien, Bd. 1, 176 S., 14.90 EUR, br., ISBN 3-8258-9981-0
http://www.lit-verlag.de/isbn/3-8258-9981-0

Studie und Think Tank Medienselbstregulierung

Medienethische Selbstregulierung wird allgemein als Instrument der Qualitätssicherung gesehen und soll Orientierungsmöglichkeiten und Wegmarken bieten, um nicht nur ein ex post Sanktionsinstrument zu sein. Ziel des Forschungsprojektes “Selbstregulierung und Selbstorganisation in österreichischen Printmedien” war es, ausgehend von grundsätzlichen medienethischen Überlegungen die Bedingungen für den Erfolg von verschiedenen Formen der Selbstregulierung sowie von Selbstorganisation im Medienbereich zu beschreiben und in Diskussion mit zentralen Stakeholdern Grundlagen eines für die österreichische Situation geeigneten Modells zu finden.
  • Kurzfassung der Vorstudie

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